Mittwoch, 1. April 2015

Unnütz

Hal­lo und herzlich will­kom­men! Sie lesen in meinem digitalen Arbeitstagebuch. Ich arbeite als Über­setz­er­in und Dol­met­sche­rin für die fran­zö­si­sche Spra­che in Paris, Berlin, Frankfurt und dort, wo mich meine Kunden brauchen, die aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Soziales und Kultur kommen. Heute muss ich über einen kleinen Skandal berichten.

Couple franco-allemand: Au-delà des gestes, il faut passer aux actes
"Auf Worte müssen jetzt Taten folgen"
"Es gibt nichts Unnützeres als Deutsch", sagte heute Mo­de­ra­tor Thomas Sotto zu Da­niel Cohn-Bendit, der im von Sotto moderierten Früh­pro­gramm "Europe Matin" re­gel­mä­ßig seine Gastkommentare abgibt. Das kurze Gespräch war eigentlich dem Deutsch-Französischen Ministerrat gewidmet.

Dass gestern in der deutschen Hauptstadt zum 17. Mal die Minister beider Re­gie­run­gen zu einer großen Kabinettssitzung zusammengekommen waren, hatte dem früheren Europaabgeordneten Cohn-Bendit zu­nächst als Anlass gedient, konkrete Vorschläge für eine intensivere deutsch-französische Zusammenarbeit zu machen. Der in Frankfurt/Main geborene Politiker (Grüne/Les Verts) widersprach sofort der Ein­las­sung des Moderators; Sotto hakte nach und befand, Grie­chisch oder Latein zu lernen sei doch weitaus sinnvoller.

Der Deutsch-Französische Kulturrat, dem der Vorfall durch ein Interview des Kul­tur­sen­ders Arte am späten Vormittag zur Kenntnis gebracht wurde, wendete sich mit einer offiziellen Beschwerde an die fran­zö­si­sche Medienkontrollbehörde CSA. Die fran­zö­si­sche Kulturministerin Fleur Pellerin und ihre deutsche Amts­kol­le­gin, Staats­mi­nis­ter­in für Kultur und Medien Monika Grütters, richteten umgehend eine ge­mein­sa­me Protestnote an den Privatsender.

Thomas Sotto, so war aus Redaktionskreisen von Europe 1 im Laufe des Tages zu vernehmen, bedauere seine verbale Entgleisung. Der Journalist soll angesichts des mas­si­ven Einspruchs angekündigt haben, binnen Wochenfrist eine im Hörfunk über­tra­ge­ne Redaktionssendung auf Altgriechisch oder Latein abhalten zu wollen. Anderenfalls sei er dazu bereit, seinen Familiennamen in Sottise abzuändern.


Link: Klick, ab 2'08'', Originalzitat: J'ai essayé d'apprendre l'Allemand deuxième langue, j'ai pas encore trouvé grand chose dans la vie qui serve moins que l'Al­le­mand. ("Ich habe versucht, Deutsch als zweite Fremdsprache zu lernen und habe festgestellt, dass es nichts Unnützeres gibt als Deutsch.")
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Illustration: Europe 1

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