Mittwoch, 5. November 2014

streikbedingt

Bienvenue und herzlich willkommen beim ersten Weblog Deutschlands aus dem Inneren der Dolmetscherkabine! Hier schreibt eine Übersetzerin und Dol­met­scher­in, deren zweite Hauptarbeitssprache Französisch ist.

1700 Euro netto im Monat nach 20 Jahren, in dieser Größenordnung liegt das Ein­kom­men von Lokführern und ich kann ihren Streik verstehen. Auf der anderen Sei­te nervt die Streikerei mächtig. Neulich war meine Schwester hier, aber weil ihr Abend­zug bestreikt wurde, eilte sie nach dem Mittagessen aus dem Haus und der geplante Sonntagsspaziergang an einem sehr sommerlichen Herbsttag musste aus­fal­len. Schade, denn wir sehen uns nur dreimal im Jahr!

Zugfenster, vorbeisausende Landschaft, Laptop, Buch, Textmarker
Das Leben in vollen Zügen genießen
Damals lag mein Minus wegen streikbedingt verlorener Auf­trä­ge bereits bei 1.950 Euro, ein Job ließ sich verlustfrei tauschen, bei einem anderen Tausch fiel mir der schlech­ter­be­zahl­te Auftrag zu. Diese Woche kommen 750 Euro auf die Rechnung drauf. (Ach­tung, bei Freiberuflern sind Umsätze nicht gleich Ein­kom­men. Die Bank rechnet mit ca. 50 % Gestehungskosten.)

Freiberufler haben keine Streikkasse. Und ob ich am Ende die 4.090,00 Euro für eine Bahncard 100 in der 2. Klasse (bei Ein­mal­zah­lung) erreichen werde? (Und wenn ja, wo kann ich mir die dann abholen? [Ja, das ist jetzt Ironie.]) Das könnte ich vielleicht sogar schaf­fen, wenn ich den Pilotenstreik mitrechne, der ja auch schon in einen der vier oder fünf wichtigsten Konferenzmonate des Jahres fiel. Denn bevor die Kosten der Um­bu­chun­gen für anreisende Spracharbeiter ins Un­er­mess­li­che steigen, halten es alle Beteiligten für zu­mut­bar, dass Kollegen aus der Region kurzfristig, also mit geringster Vorbereitung, in die Kabine gehen ... und wir manchen Auftrag, der nicht zum Fachgebiet gehört, hier übernehmen. Der Stress steigt weiter.

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Foto: C.E. (Archiv)

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