Sonntag, 7. September 2014

Sommerfrische

Willkommen auf den Seiten meines digitalen Arbeitstagebuchs. Hier dreht sich alles um Sprachen, Kulturen und das Vermitteln zwischen denselben. Dabei schaue ich gelegentlich auch direkt auf die Unterschiede.

Der Sommer neigt sich langsam dem Ende zu. Der Abschied geschieht in Schüben. Bereits Mitte August war es sehr frisch, seit wenigen Tagen genießen wir echten Spätsommer mit angenehmen Temperaturen.

Bademoden im und am Strandkorb, 1928
Deshalb folgt hier gleich noch ein Bild aus der "Som­mer­fri­sche", wie damals, als das Foto in den späten 1920-er Jah­ren entstand, eine Som­mer­fe­ri­en­re­si­denz noch genannt wurde. (Der Begriff bezeichnete auch die Sommerreise als sol­che.) Dieses Foto gehört zur Strand­mo­de, die ich vor einer Woche hier brachte.

Manchmal pflegen wir in der echten und erweiterten Familie gerne die eine oder andere Aus­drucks­wei­se, die mög­li­cher­wei­se ver­al­tet an­mu­tet. Dazu zählt eben jenes Wort "Som­mer­fri­sche".

Ich schmuggle es aus |arten|wortschutzgründen gelegentlich in meinen aktiven Wortschatz hinein. Ein Besuchsgast aus Frankreich verstand den Begriff prompt in einem anderen Sinn, nämlich in dem, dass der Sommer ja doch einer gewissen Frische gewichen sei.

Und gleich noch eine deutsche Besonderheit bringt mein heutiges Sommerbild: Den guten alten Strandkorb. Hohe Korbstühle gab es schon im 15. Jahr­hun­dert, wie er zum Beispiel auf dem Bild von Willem van Herp zu sehen ist.

Satyr und die Bauersfrau (um 1650)
Damals schützten diese Sitz­ge­le­gen­hei­ten durch hoch­ge­zo­gen­e Lehnen gegen die Zugluft. Ihre Wei­ter­ent­wick­lung, die Strandkörbe an den nicht immer son­nen­si­che­ren deutschen Stränden, sind übrigens eine Besonderheit. In anderen Ländern sind sie allenfalls Reisenden bekannt. Daher fehlen Vokabeln in an­de­ren Sprachen für diese Strandmöbel.

Das, was die bekannten Wörterwebseiten anbieten, sind Umschreibungen. Wer dem obenstehenden Wikipedia-Link folgt, kann unter "Kultur" auch noch eine hübsche Sammlung geschriebener und gemalter Strandkorbdarstellungen genießen.

Last but not least gibt es dort das Foto von Teilnehmern des G8-Gipfels vom Juni 2007 in Heiligendamm, die in den fauteuils-cabines en osier typiques des plages du nord de l'Allemagne Platz genommen haben. Kleine Rückübersetzung: Ka­bi­nen­ses­sel aus Korbweide, wie sie typisch für die Strände im Norden Deutschland sind. Hm, ja, in Ostdeutschland gibt es sie nicht nur auch, ein Rostocker Korb­ma­cher­meister soll sie erfunden haben. (Und wie sieht es an den Stränden im Süden Deutschlands aus, Peter E.?)

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Foto: Eigenes Archiv, copyright C.E.
Sollte eine der abgebildeten Personen eindeutig zu
identfizieren sein, bitte ich um Mitteilung.

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